Hart auf hart: Roman (German Edition) by T.C. Boyle

Hart auf hart: Roman (German Edition) by T.C. Boyle

Autor:T.C. Boyle [Boyle, T.C.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783446248465
Herausgeber: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2015-02-03T05:00:00+00:00


Als er gegen sechs nach Hause kam, war er beknallt, wollte aber nicht sagen, von was, und außerdem war er noch immer sauer wegen der Sache am Morgen. »Du nimmst dir zu viel raus«, sagte er und starrte sie wütend an. Sie stand an der Spüle in der sonnendurchfluteten, warmen Küche, und der Duft der Lasagne, mit der sie sich den ganzen Nachmittag abgemüht hatte, erfüllte die Luft. »Viel zu viel. Denn, nur zu deiner Information, ich baue überhaupt gar nichts an.«

»Du baust gar nichts an«, sagte sie automatisch.

Immer noch der wütende Blick. »Überhaupt gar nichts«, sagte er langsam und deutlich. »Ich baue überhaupt gar nichts an.«

Reue war nicht ihre Stärke – es tat ihr leid, aber so war sie eben nicht –, aber sie gab sich alle Mühe, ihn zu beschwichtigen, hielt den Mund, reichte ihm eine Margarita, als er wieder hochkam, nachdem er sich zum Hahn gebeugt und Wasser über Schädel und Gesicht hatte laufen lassen, und sagte alles, was sie zu sagen hatte, mit Gebärden, als wäre sie taubstumm. Es war keine Spur von Schlamm an ihm, aber seine Stiefel waren voll Staub. Wortlos nahm er die Margarita und setzte sich damit auf die Veranda. Sie wartete kurz und ging dann mit dem Krug und ihrem eigenen Glas ebenfalls hinaus, und dann saßen sie schweigend da und tranken den Krug aus. Die ganze Zeit sah er sie kein einziges Mal an, und sie verstand den Hinweis und tat, als wäre sie ganz in ihre eigenen Gedanken versunken. Schweigend saßen sie da und tranken sich einen Schwips an, aber sie konnte es sich nicht verkneifen, ihn aus dem Augenwinkel zu beobachten, und zwar nicht bloß, um seine Stimmung einzuschätzen, sondern auch weil sie es liebte, ihm zuzusehen: die Art, wie er sich bewegte, die Anmut der kleinsten Gesten, wie er zum Beispiel mit Daumen und Zeigefinger über den Rand seines Glases fuhr und es dann zum Mund führte, wie seine Augen sich verengten und etwas sahen, was sie nicht sehen konnte, wunderschöne Augen mit langen Mädchenwimpern, Augen wie Blumen, wie Blumen auf einer Wiese.

Dann brachte sie ihm die Lasagne und schenkte ihm ein Bier ein – und sich selbst ebenfalls, auch wenn die Kohlehydrate sich bei ihr umgehend in Fett verwandelten –, und als er wieder von Colter und den Chinesen anfing, hörte sie so lange zu, wie sie konnte, bevor sie ihn unterbrach. »Adam«, sagte sie, »die Sache von heute Morgen tut mir leid, aber ich brauche ein paar Sachen aus meinem Haus. Ich meine, es ist toll hier und so, aber ich komme mir vor, als würde ich irgendwo kampieren, verstehst du, was ich meine?«

Er zuckte die Schultern, als wäre ihm das vollkommen egal.

»Ich brauche zum Beispiel mein Adressbuch. Ich muss meine Auftraggeber erreichen und zusehen, dass ich meine Termine nicht verpasse. Und ich brauche was zum Anziehen. Ein Kleid zum Beispiel. Würde dir das gefallen – ich in einem Kleid?«

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Er wollte es ihr jedenfalls nicht verraten.

Sie ließ die Stimme sinken, bis sie nur noch ein Schnurren war.



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